… und der Krieg

Dann gab es Weltkrieg statt der großen Ferien
Erich Kästner und der Kriegs

“Der Weltkrieg hatte begonnen, und meine Kindheit war zu Ende” – so schließt Kästner seine Kindheitserinnerungen “Als ich ein kleiner Junge war”.

Zwar musste er bei Kriegsausbruch 1914 noch nicht selbst in den Krieg, doch näherte sich mit der Front das wirkliche Leben, in dem nicht Zinnsoldaten miteinander kämpfen und umfallen, sondern in dem Menschen verletzt und getötet werden. Klassenkameraden wurden zum Kriegsdienst eingezogen, starben für das Vaterland und ließen ihre Mitschüler unsicher und verängstigt zurück.

So hat es Erich Kästner in dem Gedicht “Primaner in Uniform” festgehalten. Aber auch in anderen Gedichten spiegelt sich sein Hass auf den Krieg und alles, was damit zu tun hat wider. In Reime hat er auch seinen Zorn über die menschenunwürdige Behandlung in der Kaserne gefaßt. Sergeant Waurich war es, der ihn während der Ausbildung so malträtierte, dass er mit einer Herzkrankheit ins Lazarett eingeliefert werden musste. In dem Gedicht  “Sergeant Waurich” beschreibt er ihn und sein menschenverachtendes Verhalten:

“Und wer schon auf allen vieren kroch,
dem riß er die Jacke auf
und brüllte: ‚Du Luder frierst ja noch!‘
Und weiter ging’s. Man machte doch
in Jugend Ausverkauf…” (In: Lärm im Spiegel S.8f)

Und dabei hat Erich Kästner noch Glück im Entsetzen gehabt. Durch den Aufenthalt im Lazarett blieb ihm zunächst die Front erspart, und als er schließlich kriegstauglich ausgebildet war, war der Krieg vorbei.

Die Erfahrungen während der Schulzeit und Kriegsausbildung reichten dennoch aus, um Kästner Zeit seines Lebens zu einem erklärten Pazifisten zu machen. Immer wieder hat er in der Weimarer Republik in Gedichten und Artikeln vor dem Krieg gewarnt, der mit der Herrschaft der Nationalsozialisten auf Deutschland zu käme. Tatenlos musste er im Dritten Reich zusehen, wie seine Prophezeiungen Wirklichkeit wurden, z.B. aus dem Gedicht “Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen?”: “Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün. Was man auch baut, – es werden stets Kasernen.”

Dennoch versuchte er stets aufs Neue, die Menschen von der Unmenschlichkeit und Nutzlosigkeit des Krieges zu überzeugen. Auch nach dem zweiten Weltkrieg warnte er vor neuer Aufrüstung, demonstrierte gegen die Atomwaffen und den Vietnamkrieg. Immer wieder forderte er, sich nicht nur an die Siege und Helden der Kriege zu erinnern, sondern auch an die Opfer, um festzustellen, dass Kriege sinnlos sind und nur Leid bringen.

© 2020 Dr. Birgit Ebbert • www.kaestner-im-netz.de

(Der Text habe ich 1998 geschrieben für das dtv-Magazin zum 100. Geburtstag von Erich Kästner.)