Herti Kirchner war eine junge Schauspielerin und Schriftstellerin, die in knapp zehn Berufsjahren beharrlich versuchte, ihren Traum von Bühne und Film zu realisieren. Sie wurde am 3. September 1913 in Kiel geboren und trat dort als Teenager erstmals im Theater auf. Mit 16 beschaffte sie sich ohne Wissen des Vaters, die Mutter war einige Jahre zuvor verstorben, ein Engagement an den Städtischen Bühnen in Salzwedel.
Über Braunschweig und einem Sommergastspiel in Schwäbisch Hall führte ihr Weg sie 1932 nach Berlin. Im gleichen Jahr hatte sie bereits die ersten Filmengagements und schaffte sie auch den Sprung auf eine Berliner Theaterbühne.
Die öffentlichen Informationen über die junge Schauspielerin lassen vermuten, dass sie bald ausgesorgt hatte. Die Briefe an ihre Familie zeigen jedoch, wie sehr sie um ihre Existenz kämpfen musste, erst recht unter den Nationalsozialisten. Manchen Forderungen konnte sie sich nicht entziehen, dennoch äußerte sie sich in ihren Briefen entsetzt und kritisch über die Partei, vor allem da sie hautnah miterlebte, wie jüdische Künstlerinnen und Künstler aus ihrem Bekanntenkreis drangsaliert wurde. Aber sie kämpfte weiter und stand nach der Premiere des Films „Florentiner Hut“, in dem sie neben Heinz Rühmann die Hauptrolle spielte, vor dem Durchbruch.
Wenige Wochen, nachdem sie sich ihren Herzenswunsch, ein eigenes Auto, erfüllt hatte, wenige Tage, nachdem ihr nächster großer Film abgedreht war, wenige Stunden, nachdem sie in ihre neue Wohnung gezogen war, und wenige Minuten, nach denen sie mit Freunden gescherzt hatte, starb sie in den frühen Morgenstunden des 1. Mai 1939 bei einem Unfall mit ihrem eigenen Auto im Alter von 25 Jahren. Bis dahin hat sie in über 20 Filmen mitgewirkte, mehrere hundert Live-Auftritte im Rundfunk absolviert, in einigen Theaterinszenierungen mitgespielt und zwei Kinderbücher geschrieben. Das alles wäre völlig vergessen, wäre sie nicht über fünf Jahre mit Erich Kästner liiert gewesen, der am 1. Mai 1939 auch ihre Identifizierung vorgenommen hat.
(Die Fotos auf dieser Seite stammen von mir, die Materialien befinden sich im Nachlass von Herti Kirchner. Sollte jemand das Recht an einem der Bilder haben, möge er sich bitte melden!)
© 2020 Dr. Birgit Ebbert • www.kaestner-im-netz.de