Als ich auf dem Buch „Weltverloren“ von Beate Baum las: „Ein Kästner-Krimi“, war ich zunächst verwirrt, weil an der Stelle sonst immer die Namen der Ermittler stehen – sollte es etwa eine Autorin gewagt haben, einem Ermittler den Namen Kästners zu geben? Dann habe ich in dem Buch geblättert und festgestellt, dass es keinen Ermittler, sondern eine Ermittlerin gibt, die auch nicht Kästner heißt, sondern Kirsten Bertram.
Aber sie lebt und arbeitet in Dresden, der Geburtstadt Erich Kästners. Als Journalistin ist sie per se neugierig und als sie im Zusammenhang mit einem mysteriösen Todesfall einer jungen Frau wieder begegnet, die mit ihr im Krankenhaus gelegen hat, kann sie sich nicht bremsen. Obwohl sie noch nicht wieder arbeiten sollte, macht sie sich daran, die Hintergründe des Todesfalls herauszufinden und landet im Erich-Kästner-Museum. Der Tote war dort als Praktikant tätig und nicht ganz unbeteiligt an den Protesten gegen Umbaupläne der Königsbrücker Straße, in der Erich Kästner aufgewachsen ist, gelebt hat und die er sogar in seinem Roman „Als ich ein kleiner Junge war“ erwähnt hat. Mühsam folgt Kerstin Bertram Spuren, begegnet gelegentlich denen Erich Kästners, vor allem aber führen sie schließlich zum Mörder.
Ein spannender Krimi, der den Leser in Atem hält und ganz nebenbei neugierig macht auf Erich Kästner. Dass ich ein solches Buch unbedingt lesen musste, ist ja klar. Schließlich habe ich nicht nur über Erich Kästner promoviert, ich habe ein ziemlich umfangreiches Archiv mit Materialien über ihn. © Dr. Birgit Ebbert www.kaestner-im-netz.de
Nicht nur, aber auch, weil ich Kästner-Fan bin, habe ich Beate Baum drei Fragen zum Buch gestellt:
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Roman mit dem Leben Erich Kästners zu verknüpfen?
Zuerst war die Idee meiner Lektorin, die ein großer Käsnter-Fan ist. Wobei sie bei mir durchaus offene Türen eingerannt hat, denn ich hatte zum 100. Geburtstag Kästners Ende der 90er einen großen Artikel über ihn geschrieben und war da schon begeistert von den vielen Facetten des Autors gewesen. Dann war ich zur Vorbereitung der Premiere des Vorgängerbandes, „Ruchlos“, im Kästner-Museum und habe realisiert, dass sich die Lage des Hauses wunderbar mit einer Geschichte um den Ausbau der Königsbrücker Straße verknüpfen lässt. Der Rest war die Magie des Ortes (des Museums) und der Reiz Kästners – den man als vermeintlich harmlosen Kinderbuchautor ja auch sehr gut seinen (fiktiven!) „Nachkommen“ gegenüberstellen konnte.
Woher kennen Sie sich so gut in Dresden aus?
Ganz einfach: Ich lebe seit 1998 hier.
Wer hat Sie bei der Recherche für den Roman unterstützt?
Wie oben schon erwähnt, hatte ich über Erich Kästner schon einiges an Vorwissen; dann standen mir die Türen des Kästner Museums samt seines Archivs immer offen, die Mitarbeiter waren sehr hilfreich, und ich habe noch einmal eine aktuelle Biografie Kästners gelesen. Was die SiebentenTagsAdventisten angeht, habe ich ausführlich Literatur gewälzt und mich kreuz und quer durchs Netz geklickt und der geplante Ausbau der Königsbrücker beschäftigt mich als Einwohnerin des betroffenen Viertels sowieso, sodass ich die betreffenden Zeitungsberichte immer schon verfolgt habe sowie Diskussinsforen besucht, etc.