Zum Tag der Zeitschriften – Erinnerung an den „Pinguin“

Genau vor 30 Jahren saß ich Tag für Tag am Schreibtisch, um über eine Zeitschrift zu schreiben – über den „Pinguin“, die Jugendzeitschrift, mit der Erich Kästner und der Rowohlt Verlag nach 1945 versuchten, jungen Menschen die Welt und die Demokratie nahezubringen. Am 22.12.1992 habe ich meine Dissertation zum Thema „Erziehung zu Menschlichkeit und Demokratie – Erich Kästner und die Jugendzeitschrift ‚Pinguin‘ im Erziehungsgefüge der Nachkriegszeit“ in Bonn beim Prüfungsamt abgegeben 🙂

Lange Zeit war nicht bekannt, dass es die Zeitschrift gab, unter anderem deshalb, weil alle Unterlagen dazu bei einem Brand im Lager des Rowohlt Verlags Ende der 60er Jahren vernichtet wurden. Ich bin damals eher zufällig darauf gestoßen, weil ich mich für Kinder- und Jugendzeitschriften interessierte und den Hinweis auf den „Pinguin“ in der Rowohlt Monografie über Erich Kästner las. Ich habe sofort recherchiert, ob und wo es noch Exemplare der Zeitschrift gab und festgestellt, dass eine der wenigen fast vollständigen Ausgaben in der Landesbibliothek in Stuttgart steht. Wie gut, dass ich damals in Stuttgart arbeitete und die Bibliothek noch nicht wusste, welch seltenes Exemplar sie besaß. So durfte ich sie sogar über das Wochenende ausleihen, um die Seiten zu kopieren. Sonst hätte ich meine Dissertation über genau diese Zeitschrift sicher nicht in so kurzer Zeit schafften können. Die Kopien lagern immer noch bei mir im Keller, gut verpackt und ich habe mir später einige Hefte geleistet.

Warum ausgerechnet in Stuttgart die Ausgaben zu finden waren? Der Rowohlt Verlag befand sich nach dem Krieg zunächst in Stuttgart. Ich habe nicht nachgefragt, warum, vermute aber, dass es damit zu tun hatte, dass sie von den amerikanischen Besatzern eine Verlagslizenz erhielten.

Erich Kästner fungierte als Herausgeber der Zeitschrift, in den ersten Jahrgängen erkennt man seine Handschrift, damit habe ich mich in meiner Dissertation beschäftigt. Es gab Beiträge über die Demokratie – sowohl sachlich als auch in Form von Cartoons, viele aus der Feder von Manfred Schmidt, den die meisten nur als Vater von „Nick Knatterton“ kennen. Durch die Zeitschrift habe ich erst seine Comic-Geschichten für Erwachsene kennengelernt. Aber auch viele andere namhafte Autoren sind in der Zeitschrift vertreten – immer mit dem Ziel, den jungen Menschen zu zeigen, dass es etwas anderes als die ideologisch gefärbte Literatur des Hitler-Regimes gibt. © Dr. Birgit Ebbert www.kaestner-im-netz.de